Forschung/ Projekte
Demokratiebildung/Demokratiepädagogik
Prof. Dr. Markus Gloe beschäftigt sich in seiner Forschung intensiv mit der Demokratiebildung und Demokratiepädagogik, wobei er insbesondere die Bedeutung von Konflikten für demokratische Lernprozesse betont. Er betrachtet Demokratie als eine dynamische und konflikthafte Praxis, die in Bildungsprozessen nicht nur vermittelt, sondern aktiv erfahrbar gemacht werden sollte. Seine Arbeiten zeigen, dass Demokratiebildung über die Vermittlung normativer Grundlagen hinausgehen muss, indem sie demokratische Handlungskompetenzen stärkt und Lernräume für kontroverse Aushandlungsprozesse schafft. Dabei hebt er die Rolle von Lehrkräften als Multiplikatoren demokratischen Handelns hervor und plädiert für eine stärkere institutionelle Verankerung demokratiepädagogischer Ansätze in Schule und Gesellschaft. Zudem betont er die Notwendigkeit eines ganzheitlichen Verständnisses von Demokratiepädagogik, das sowohl didaktische als auch strukturelle Bedingungen demokratischen Lernens berücksichtigt. Seine Forschung trägt damit maßgeblich zur Weiterentwicklung demokratiepädagogischer Konzepte bei und liefert praxisnahe Impulse für die politische Bildung. Darüber hinaus ist Prof. Gloe Mitherausgeber des "Handbuch Demokratiepädagogik", das umfassend verschiedene Facetten der Demokratiebildung beleuchtet
Literatur:
Gloe, Markus (2025): Das Magdeburger Manifest: Handlungsprogramm für Demokratiepädagogik und Demokratiebildung. In: Beutel, Wolfgang/ Kenner, Steve/ Lange, Dirk (Hrsg.): Monitor Demokratiebildung. Bd. 1: Demokratiebildung. Eine Orientierung. Wochenschau-Verlag: Frankfurt/M., S. 192-206.
Beutel, Wolfgang/ Gloe, Markus (2024): Demokratie – der explizite Konflikt. Zur Aktualität einer wenig geschätzten Grundkategorie moderner Gesellschaften. In: Beutel, Wolfgang/ Gloe Markus (Hrsg.): Konflikte. 2. Jahrbuch für Demokratiepädagogik & Demokratiebildung. Frankfurt/M.
Gloe, Markus (2023): Demokratiepädagogische Instrumente in der Schule. In: Bokelmann, Oliver (Hrsg.): Demokratiepädagogik – Theorie und Praxis der Demokratiebildung in Jugendhilfe und Schule. Wiesbaden, S. 161-177.
Beutel, Wolfgang/ Gloe, Markus/ Himmelmann, Gerhard/ Lange, Dirk/ Reinhardt, Volker/ Seifert, Anne (Hrsg.) (2022): Handbuch Demokratiepädagogik. Frankfurt/M.
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Menschenrechts- und Kinderrechtsbildung
Prof. Dr. Markus Gloe beschäftigt sich in seiner Forschung intensiv mit der Verknüpfung von Menschenrechtsbildung, Demokratiebildung und Friedenserziehung in der politischen Bildung. Ein zentraler Schwerpunkt seiner Arbeit liegt auf der Frage, wie Menschenrechte als normative Grundlage demokratischer Gesellschaften vermittelt und im Bildungsbereich didaktisch aufgegriffen werden können. Dabei betont er die Menschenwürde als zentralen Meta-Wert der Demokratie und argumentiert, dass politische Bildung darauf abzielen muss, eine demokratische Haltung zu fördern, die Verantwortung und Engagement für den Schutz dieser Werte einschließt.
Gloe untersucht insbesondere die Schnittmengen zwischen Menschenrechtsbildung und anderen Bildungsansätzen wie Friedensbildung und Antisemitismusprävention. In diesem Zusammenhang analysiert er methodische und inhaltliche Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede, um Synergien für eine ganzheitliche Bildungskonzeption nutzbar zu machen. Zudem setzt er sich mit der praktischen Umsetzung dieser Konzepte auseinander, indem er Modelle und Kompetenzrahmen entwickelt, die Lehrkräfte und Bildungsverantwortliche bei der Gestaltung menschenrechtsorientierter Bildungsangebote unterstützen. Seine Forschung leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung der politischen Bildung und zur Stärkung demokratischer Werte in Schule und Gesellschaft. Er ist Mitherausgeber der Buchreihe „Holocaust Education – historisches Lernen – Menschenrechtsbildung“.
Literatur:
Eiperle, Julia/ Gloe, Markus (2023): Frieden- und Menschenrechtsbildung – same same, but different!? In: Zeitschrift für Menschenrechte 1/2023, S. 119-135.
Gloe, Markus (2022): Wir alle sind für unsere Demokratie mit ihrem zentralen Meta-Wert der Menschenwürde verantwortlich. In: Kumar, Victoria/ Dreier, Werner/ Gautschi, Peter/ Riedweg, Nicole/ Sauer, Linda/ Sigel, Robert (Hrsg.): Antisemitismen. Sondierungen im Bildungsbereich. Frankfurt/M.: Wochenschau-Verlag, S. 102-108.
Gloe, Markus (2018): Gemeinsamkeiten fruchtbar machen. Schnittmengen zwischen Menschenrechtsbildung, Demokratiebildung und Friedenserziehung. In: Erziehung und Unterricht 7-8/2018, S. 652-660.
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Service-Learning
Prof. Dr. Markus Gloe widmet sich in seiner Forschung intensiv dem Service-Learning. Dieses pädagogische Konzept kombiniert fachliches Lernen mit gesellschaftlichem Engagement, um demokratische Kompetenzen bei Studierenden zu fördern. Gloe hat maßgeblich das Modell "Demokratiekompetenz im Service-Learning" (Mauz/Gloe 2019) mitentwickelt, das darauf abzielt, durch praktische Erfahrungen in der Gemeinschaft das Verständnis für demokratische Prozesse zu vertiefen und die Bereitschaft zum zivilgesellschaftlichen Engagement zu stärken. Seine Arbeiten betonen die Bedeutung von Service-Learning als Methode, die sowohl kognitives Lernen als auch soziale Verantwortung integriert, um eine aktive und informierte Bürgerschaft zu fördern.
Literatur:
Edelstein, Anna-Lilja/ Fahimi, Yasmin/ Gloe, Markus (2024): Service Learning. In: Gille, Christoph/ Walter, Andrea/ Brombach, Hartmut/ Haas, Benjamin/ Vetter, Nicole (Hrsg.): Zivilgesellschaftliches Engagement und Freiwilligendienste. Nomos: Baden-Baden, S.337 – 344.
Gloe, Markus/ Haase, Ahmmad/ Heindl, Fabian (2024): Es gibt noch viel zu tun…. Service-Learning in Deutschland, Griechenland, Österreich, Portugal und Rumänien. In: Beutel, Wolfgang/ Gloe Markus (Hrsg.): Konflikte. 2. Jahrbuch für Demokratiepädagogik & Demokratiebildung. Frankfurt/M.
Gloe, Markus/ Zentner, Sandra/Mauz, Anna (2020): Demokratiekompetenz bei Service-Leaning. Ein Theorie-Praxis-Modell. In: Burth, Hans-Peter/Reinhardt, Volker (Hrsg.): Wirkungsanalysen von Demokratie-Lernen. Empirische und theoretische Untersuchungen zur Demokratiedidaktik in Schule und Hochschule. Verlag Barbara Budrich: Opladen/Berlin/Toronto, S. 245-269.
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Ambiguitätstoleranz
Prof. Dr. Markus Gloe widmet sich in seiner Forschung intensiv der Förderung von Ambiguitätstoleranz in der politischen Bildung. In seinen Arbeiten betont er die Bedeutung dieser Fähigkeit, um in einer pluralistischen Gesellschaft unterschiedliche Perspektiven und Mehrdeutigkeiten anerkennen und aushalten zu können. In seinen Forschungen geht er die Frage nach, wie Ambiguitätstoleranz gezielt gefördert werden kann.
Literatur:
Gloe, Markus/ Oeftering, Tonio (Hrsg.) (2021): Politische Bildung meets Kulturelle Bildung, Baden-Baden: Nomos-Verlag.
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Historisch-politische Bildung
Ein zentrales Projekt im Rahmen der Forschung zur historisch-politischen Bildung ist "Lernen mit digitalen Zeugnissen" (LediZ), das Prof. Dr. Markus Gloe gemeinsam mit Prof. Anja Ballis aus der Deutschdidaktik und Prof. Michele Barricelli aus der Geschichtsdidaktik leitet. Ziel des Projekts war zunächst die Erstellung interaktiver 3D-Zeugnisse von Holocaust-Überlebenden und Sinti und Roma aus der zweiten und dritten Generation, um deren Erlebnisse und Erfahrungen für zukünftige Generationen zugänglich zu machen. In stereoskopischen Filmaufnahmen festgehalten und mit einer Spracherkennungssoftware verknüpft, ermöglichen interaktive Zeugnisse Nutzerinnen und Nutzern, den digitalen Zeugnissen Fragen zu stellen und authentische Antworten zu erhalten. In der zweiten Phase des Projektes geht es vor allem darum, zu erforschen, wie die interaktiven Zeugnisse im Unterricht eingesetzt werden und welche Wirkungen der Einsatz interaktiver Zeugnisse im Unterschied zu anderen Medien bei Schülerinnen und Schülern zeitigt.
Literatur:
Ballis, Anja/ Duda, Florian/ Gloe, Markus (2025); Technology Meets Testimony. Digital Pathways to Holocaust Survivors’ Biographies. Springer: Wiesbaden.
Heindl, Fabian/ Kolb, Daniel/ Gloe, Markus (2024): Promoting Transparent and Consistent Frameworks for Interactive Digital Testimonies: A Case Study on Preserving Zilli Schmidt’s Story. Proceedings of the AAAI Symposium Series, 4(1), 392-397. https://doi.org/10.1609/aaaiss.v4i1.31822
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Laufende Projekte:
PRO-GENDERING
Das Projekt PRO-GENDERING (PROmoting Gender mainstrEaming iN acaDemia through thE enhancement of gendeR equalIty and iNclusion in hiGher education) ist eine Erasmus+-Initiative, die von einem Konsortium europäischer Universitäten und Forschungseinrichtungen durchgeführt wird. Neben der Lehreinheit Politische Bildung und Didaktik Politik&Gesellschaft zählen zu den beteiligten Organisationen die
Universitá degli Studi di Macerata (Italien), KMOP – Education and Innovation Hub (Griechenland), Spoleczna Akademia Nauk (Polen), Vrije Universiteit Brussel (Belgien) und die Mykolo Romerio Universitetas (Litauen). Gemeinsam arbeiten diese Institutionen daran, strukturelle und kulturelle Veränderungen im Hochschulbereich voranzutreiben, indem Gleichstellungspläne (Gender Equality Plans, GEPs) implementiert und überwacht werden. Im Rahmen des Projekts werden Maßnahmen zur Sensibilisierung und Schulung von Studierenden und akademischem Personal entwickelt, um langfristig eine integrative und vielfältige akademische Gemeinschaft zu schaffen, die Chancengleichheit aktiv fördert.
Weitere Informationen: https://www.pro-gendering.eu
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Lernen mit digitalen Zeugnissen (LediZ)
Die Lehreinheit beschäftigt sich im Rahmen eines interdisziplinären Projekts mit Forschenden der Deutsch- und Geschichtsdidaktik mit der Frage, wie das Lernen über und durch den Holocaust in der Zukunft gelingen kann. Hierzu wurden unter anderem bereits sogenannte interaktive digitale Zeugnisse und Biografien der jüdischen Holocaustüberlebenden Abba Naor und Eva Umlauf, der Sintezza und Überlebenden Zilli Schmidt, sowie Zeugnisse von zehn Personen aus der Gruppe deutschsprachiger Sinti und Roma der zweiten Generation erstellt. Nutzer:innen können dabei eigene Fragen an die digitalen Avatare der jeweiligen Personen stellen und erhalten durch einen speziellen Algorithmus entsprechende Antworten aus den Originalinterviews. Im Zuge eines anderen Teilprojekts wird außerdem an der biografischen Aufbereitung des Lebens von Eva Umlauf in einer VR-Anwendung gearbeitet.
Die Nutzung der jeweiligen Medien ist bereits jetzt möglich. Interessent:innen können sich dazu gerne an sekretariat.gloe@gsi.uni-muenchen.de wenden.
Weitere Informationen finden sich auch hier: www.lmu.de/lediz/
Forschungsergebnisse werden regelmäßig, unter anderem in Zeitschriften und Sammelbänden, veröffentlicht:
Ballis, A. et al.: Interaktive 3D-Zeugnisse von Holocaust-Überlebenden. Chancen und Grenzen einer innovativen Technologie. Eckert. Dossiers 1(2021). https://repository.gei.de/handle/11428/316
Ballis, A. / Gloe, M. (Hrsg.): Holocaust Education Revisited. Wahrnehmung und Vermittlung – Fiktion und Fakten – Medialität und Digitalität. Wiesbaden: Springer VS, 2019. https://doi-org.emedien.ub.uni-muenchen.de/10.1007/978-3-658-24205-3
Gloe, M. / Ballis, A (Hrsg.): Holocaust Education Revisited. Orte der Vermittlung – Didaktik und Nachhaltigkeit. Wiesbaden: Springer VS, 2020. https://doi-org.emedien.ub.uni-muenchen.de/10.1007/978-3-658-24207-7
(Auswahl)
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