Geschwister-Scholl-Institut für Politikwissenschaft (GSI)
print

Sprachumschaltung

Navigationspfad


Inhaltsbereich

Nationaler politischer Wandel in entgrenzten Räumen

Eine vergleichende Untersuchung zu den Auswirkungen der Globalisierung auf die nationale PolitikProjekt C 5 im Rahmen des SFB 536 "Reflexive Modernisierung" (Sprecher: Prof. Dr. Dr. h.c. Ulrich Beck)

Projektbeginn: 01.07.2002

Leitung: Prof. Dr. Edgar Grande (LMU München), Prof. Dr. Hanspeter Kriesi (Universität Zürich)
Bearbeitung: Dr. Martin Dolezal, Sven Hutter (ab 1.9.05), Dr. Nicolai Dose (bis 31.01.05), Dr. Tanja Zinterer (ab 1.2.05).

Zusammenfassung

Das Teilprojekt C5 untersucht beispielhaft für den Bereich der gesellschaftlichen Globalisierung bzw. Denationalisierung die Re-Konfiguration gesellschaftlicher Konfliktlagen, ihre politische Artikulation und Re-Organisation in der Zweiten Moderne. Westeuropäische Gesellschaften, so die Leitthese unserer Untersuchung, erfahren den Prozess der Globalisierung als critical juncture, als einschneidende Entwicklung, wodurch politische Konfliktlagen fundamental verändert werden. Gegnerschaft bzw. Unterstützung des Prozesses der Öffnung, des Abbaus nationalstaatlicher Grenzziehungen, führen zu einer neuen Konfliktlinie, welche die bestehenden Parteien und Parteiensysteme unter erheblichen Anpassungsdruck setzt.

In der ersten Phase dieses seit 2002 geförderten Projektes (bis 30.6.05) wurde dieser Frage mittels einer Untersuchung von nationalen Wahlkämpfen nachgegangen. Eine vergleichende Analyse von Wahlkämpfen seit Mitte der 1970er Jahre in sechs westeuropäischen Ländern (Deutschland, Österreich, Großbritannien, Schweiz, Niederlande und Frankreich) zeigt das Ausmaß der Veränderung gesellschaftlicher Konfliktlagen und deren Mobilisierung durch Parteien. Die bisherigen Auswertungen der ersten Projektphase lassen erkennen, dass im Untersuchungszeitraum zum einen eine Neupositionierung der Parteien auf der sozioökonomischen Konfliktdimension stattgefunden hat, und dass gleichzeitig in allen Ländern eine zweite, soziokulturelle Konfliktdimension erheblich an Bedeutung gewonnen hat. Diese neue Konfliktlinie lässt sich als Nationalismus-Kosmopolitismus-Cleavage bezeichnen und repräsentiert unterschiedliche Verarbeitungsmuster von politischer und kultureller Entgrenzung.

In der abschließenden zweiten Phase (Titel: Politischer Wandel in entgrenzten Räumen. Nationale und transnationale Kampagnen im Vergleich) wird diese Fragestellung erneut aufgegriffen, jedoch beträchtlich erweitert und verallgemeinert. Zum einen wird die transnationale Dimension politischer Konfliktlinien systematisch untersucht, und zum anderen sollen subpolitische Akteure und deren Aktivitäten stärker berücksichtigt werden. Zu diesem Zweck werden die Objekte der Untersuchung neu definiert und unter dem Leitbegriff der „Kampagne“ zusammengefasst. Die Auswahl der Untersuchungsfälle erfolgt aufgrund einer zweidimensionalen Typologie von Kampagnen. Dabei wird zum einen zwischen nationalen und transnationalen politischen Kampagnen, zum anderen zwischen institutionenbezogenen (Wahlen) und nicht-institutionenbezogenen Formen der politischen Artikulation und Mobilisierung (Subpolitik) unterschieden. Das in der ersten Projektphase entwickelte methodische Instrumentarium (quantitative Inhaltsanalyse, Experteninterviews) wird erneut angewandt.

Ziel der zweiten Projektphase ist es zu zeigen, durch welche gesellschaftlichen Konfliktpotentiale und Konfliktlinien der Prozess reflexiver Modernisierung geprägt ist und auf welche Weise diese artikuliert und mobilisiert werden. Insgesamt will das Projekt damit eine Antwort auf die Frage geben, unter welchen Bedingungen der durch den Prozess reflexiver Modernisierung ausgelöste Strukturbruch in modernen Gesellschaften die Form eines reflexiven „Pluralismus“ annimmt, und unter welchen er in einen reflexiven „Fundamentalismus“ umschlägt.

Das Projekt wird gemeinsam vom Lehrstuhl für Vergleichende Politikwissenschaft der LMU München und der Abteilung Vergleichende Politik der Universität Zürich durchgeführt. Das Schweizer Teilprojekt wird vom Schweizer Nationalfonds finanziell gefördert.


Servicebereich