Nachruf: Prof. Dr. Peter J. Opitz
20.01.2025
Das Geschwister-Scholl-Institut für Politikwissenschaft trauert um
Prof. Dr. Peter J. Opitz
em. Professor für Politikwissenschaft
Peter J. Opitz war dem Geschwister-Scholl-Institut lange Jahre verbunden und widmete sich mit enormer Energie seiner Arbeit am und für das Institut. Vom Antritt seiner ersten Assistentenstelle beim Institutsgründer Eric Voegelin im Jahre 1968 bis zum Eintritt in den Ruhestand 2003 gestaltete er das Institut und prägte viele Generationen von Studierenden. Peter J. Opitz war mit Leidenschaft Wissenschaftler. Mit dieser Leidenschaft widmete er sich nicht nur seinen Aufgaben in Forschung und Lehre, mit ihr half er auch daran mit, das Geschwister-Scholl-Institut zu einem der erfolgreichsten politikwissenschaftlichen Institute in Deutschland zu entwickeln.
Die Interessen und die Expertise von Peter J. Opitz waren vielfältig, der Blick ging über (sub-)disziplinäre Grenzen oftmals hinaus. Dennoch sind die Schwerpunkte seiner Arbeit unschwer zu erkennen: Neben seiner Forschung zu China (zu dessen Außenpolitik wie auch zur politischen Philosophie im klassischen China) und den Vereinten Nationen stand zweifelsohne die intensive Beschäftigung mit dem philosophischen Werk seines Lehrers Eric Voegelin im Zentrum seiner wissenschaftlichen Arbeit. Als führender und herausragender Kenner des Voegelin’schen Werkes im deutschsprachigen Raum hat er dieses Werk für die weitere Rezeption und kritische Auseinandersetzung allererst erschlossen. Viele Schriften Voegelins, die nur in englischer Sprache und teilweise nur als Manuskripte vorlagen, dazu Briefwechsel und unzählige andere Materialien, wurden von Peter J. Opitz archiviert, übersetzt, veröffentlicht und akribisch kommentiert. In diesem Zusammenhang ragt die Herausgabe der deutschen Übersetzung von „Order and History“ zweifelsohne heraus, die in zehn Bänden zwischen 2001 und 2005 im Wilhelm Fink Verlag erschienen ist. Organisiert hat Peter J. Opitz diese großen und teilweise überaus aufwendigen Projekte am 1990 von ihm am Geschwister-Scholl-Institut gegründeten Eric-Voegelin-Archiv, das im Laufe der Jahre zu einem Aushängeschild der internationalen Voegelin-Forschung wurde. Bis heute finden jedes Jahr zahlreiche Forschende unterschiedlichster europäischer Universitäten den Weg ans Voegelin-Zentrum für Politik, Kultur und Religion, um die Arbeit an Voegelins Denken fortzusetzen. Durch Opitz‘ Initiative und unermüdliche Arbeit ist nach und nach ein internationales Netzwerk von Forschenden entstanden, das insbesondere in der ebenfalls von Peter J. Opitz gegründeten Eric-Voegelin-Gesellschaft bis heute sein kraftvolles Zentrum hat.
Peter J. Opitz war aber nicht nur ein herausragender Wissenschaftler und erfolgreicher Organisator wissenschaftlicher Forschung und Kooperation; er war auch als akademischer Lehrer und unermüdlicher Förderer seiner Studierenden sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit Leidenschaft bei der Sache. Noch heute erinnern sich viele seiner ehemaligen Studierenden nicht nur mit Freude an die Abende, an denen allwöchentlich bei einem Glas Wein der Grundkurs Politische Theorie seinen Ausklang fand, sondern in großer Dankbarkeit auch an die Menschlichkeit und feine Ironie ihres Professors, der in so nahbarer Art und Weise über Platons Wahrheiten zu sprechen verstand. Im universitären Forschen und Fragen begegnen sich nicht nur Thesen und Widerlegungsversuche, sondern Menschen. Peter J. Opitz hat dieses Ideal gelebt. Peter J. Opitz ist am 15. Januar 2025 im Kreise seiner Familie verstorben.
Apl. Prof. Dr. Christian Schwaabe