Entfremdung. Zur Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft einer sozialphilosophischen Kategorie
Zeit und Ort | Do 18-20 Uhr, Oettingenstr. 67, Raum 139 |
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Mag der Begriff der Entfremdung noch so undeutlich sein - umfaßt er doch Phänomene wie falsches Bewußtsein, Entäußerung, Verdinglichung und Instrumentalisierung einerseits und Bildung, Freiheit, Emanzipation, Selbstbestimmung und Authentizität andererseits -, ist er doch einer, wenn nicht der Schlüsselbegriff moderner Kultur- und Gesellschaftskritik. Bereits in Platons „Politeia“ thematisch erfährt er vor allem durch Rousseau seine modernitätstypische theoretische Ausarbeitung, der letztlich Hegel, Marx, Adorno und Horkheimer in je unterschiedlicher Stoßrichtung folgen werden. Um den kritischen Gehalt des Entfremdungsbegriffs festzuhalten, genügt es jedoch nicht, bei den für seine Entwicklung klassisch gewordenen Autoren stehenzubleiben. Gerade medien-, wahrnehmungs- und konsumtheoretische Ansätze der Gegenwart – stammen sie nun von Neil Postman, Christoph Türcke oder Benjamin Barber – liefern ein breites Instrumentarium, um dem Entfremdungsbegriff zu einer theoretischen Renaissance zu verhelfen und die Rolle des Bürgers im 21. Jahrhundert deutlich werden zu lassen.
Literatur: Platon, Politeia, in: Sämtliche Werke Band 2, Reinbek 1994; J.-J. Rousseau, Diskurs über die Ungleichheit, Paderborn 1984; G. W. F. Hegel, Phänomenologie des Geistes, Hamburg 1988; K. Marx, Die Frühschriften, Stuttgart 1953; M. Horkheimer/ Th. W. Adorno, Dialektik der Aufklärung, F/M 1987; N. Postman, Wir amüsieren uns zu Tode, F/M 1985; Ch. Türcke, Erregte Gesellschaft, München 2002; R. Jaeggi, Entfremdung. Zur Aktualität eines sozialphilosophischen Problems, F/M 2006; Benjamin R. Barber, Consumed!, München 2007.