Geschwister-Scholl-Institut für Politikwissenschaft (GSI)
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Elithetheorien (Mosca, Pareto, Ortega y Gasset)

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Wenige sozialwissenschaftliche Forschungsbereiche sind durch eine so verwirrende Vielfalt an Begriffen und Definitionen gekennzeichnet wie die Eliteforschung.

Man spricht von der „Politischen Klasse“, der „Herrschenden Klasse“ von der „Herrschenden Oberschicht“, „Führungscliquen“ oder wissenschaftlicher ausgedrückt, von „Werteliten“, „Machteliten“ und „Funktionseliten“.

Gemeinsam ist allen Begriffen – sowohl in der gegenwärtigen demokratischen Eliteforschung, als auch in den Elitetheorien vergangener Epochen – daß sie auf Ungleichverteilungen von Macht und Einfluß abzielen und bestimmten Personen und Gruppen ein hervorgehobene Position zuweisen.

Sollte man darin einig sein, daß eine Gesellschaft nur dann gedeihen kann, wenn sie die Besten fördert, die dann auch gesellschaftliche Verantwortung im Sinne des Gemeinwohls übernehmen sollen, beginnen die Schwierigkeiten erst richtig. Welche Kriterien existieren zur Bestimmung demokratischer Funktionseliten? usw.. Wie kann man sicherstellen, daß gegen den korrumpierenden Beziehungsklüngel, wirklich die Besten in verantwortliche Führungspositionen gelangen? Stimmt vielleicht sogar Nietzsches These, daß in der demokratischen Neidgesellschaft der hoffnungslos Mittelmäßigen herausragende Menschen, die kreativ Veränderungen bewirken könnten, per se keine Chance haben? Oder – um mit Pareto zu sprechen – bringt die parlamentarische Demokratie nicht die wirklich Fähigen und Sachverständigen zur Herrschaft, sondern demagogische Schmeichler der Massen und moralisierende Schwätzer?

Im Sinne der sog. „Werteliten“ erscheint eine offene Elite der Gebildeten als geeigneter Träger von Werten und Ideen, die durch Vorbild und Führung wirken soll (Ortega y Gasset, Gehlen etc.). Sie soll einen geeigneten Gegenpol zur Vermassung und Korrumpierung bilden.

Dagegen sind die „Machtelitetheorien“ Paretos, Moscas und Michels dadurch gekennzeichnet, daß sie die Eliten als reine Machtgruppen erfassen und auf deren wertfreie Analyse abzielen. Strukturprinzip ist der ewige Dualismus von herrschender Minderheit und herrschaftsunterworfener Mehrheit.

Die modernen „Funktionselitetheorien“ beanspruchen eine wertfreie Analyse, die allein den Blick auf empirisch nachweisbare Funktionen von diversen Eliten in der Gesellschaft richtet. Sie sind vorab „offene“ Eliten, d.h. der Zugang ist prinzipiell möglich für alle, die sich durch entsprechende Qualifikationen auszeichnen.

In der Übung sollen die verschiedenen Elitetheorien anhand geeigneter Texte analysiert und diskutiert werden.

Literatur: Ortega y Gasset, José: Der Aufstand der Massen, München 2002; Pareto, Vilfredo: System der allgemeinen Soziologie, Stuttgart 1962; Mosca, Gaetano: Die herrschende Klasse, München  1950; Bürklin, Wilhelm (Hrsg.): Eliten in Deutschland. Opladen 1997

 

 


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