Geschwister-Scholl-Institut für Politikwissenschaft (GSI)
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Nele Quecke, M.A.

Forschungsprojekt (Dissertation)

Regionale politische Netzwerke in Russland im Wandel – Eine Untersuchung am Beispiel der Tomsker Oblast (1993-2012)

Ab den frühen 2000er Jahre wurden in Russland die föderalen Beziehungen umgestaltet: Es entstand eine Machtvertikale mit Vladimir Putin an der Spitze. Die regionalen politischen Netzwerke, die sich in den 1990er Jahren herausgebildet hatten, wurden dadurch jedoch nicht alle zerstört. Vielmehr integrierten sich die meisten dieser Netzwerke in die neue Machtvertikale. Diese Integration war ein mehrstufiger Prozess, in dem handlungsstarke Akteure vor Ort die sich verändernden Bedingungen nutzten, um ihr politisches Überleben im regionalen politischen Wettbewerb zu sichern.


Die Fallstudie zur Tomsker Oblast analysiert den Wandel eines solchen regionalen Netzwerks im Zeitraum bis zum Wechsel im Gouverneursamt im Jahr 2012. Das politische System der Region galt von Beginn der 1990er bis zu Beginn der 2010er Jahre als relativ liberal im Vergleich zu anderen russischen Regionen. Eine Integration der regionalen Eliten in die Machtvertikale ist dennoch zu beobachten, allerdings in der Regel durch Kooptation und nur in Einzelfällen durch repressive Mittel. Die neu entstandenen Anreizstrukturen stärkten diejenigen Akteure, die die Kooptationsangebote der Machtvertikale annahmen und für ihre Ziel nutzten. In Tomsk fand ein grundlegender Elitenwandel erst 2012 mit der Ernennung eines neuen Gouverneurs statt. Daher zeigt die Untersuchung dieses Falls, wie die durch die Machtvertikale veränderten Anreizstrukturen die Akteurskonstellationen und das Verhalten der Akteure – trotz weitgehender personeller Kontinuität – veränderten.


Anhand der Analyse von Sekundärliteratur, Medienberichten und Interviews wird gezeigt, wie die Föderalismusreformen die Akteurskonstellation auf regionaler Ebene veränderten, wie die Akteure auf den Aufbau der Machtvertikale reagierten und welche Strategien für Machterhaltung und Politikgestaltung sie unter den neuen Bedingungen anwandten. Das Projekt soll somit einen Beitrag leisten zum besseren Verständnis politischer Prozesse in Russland und subnationaler Politik in autoritären Systemen.


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