Geschwister-Scholl-Institut für Politikwissenschaft (GSI)
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Von der Tyrannislehre zum Widerstandsrecht

Dozent(en)
Zeit und Ort Dienstag 16-18 Uhr, Oettingenstr. 67, Raum 0.41
Von der Tyrannislehre zum Widerstandsrechts (Word-Dokument)

Der in der griechischen Polis entwickelte Begriff der Tyrannis stellt im politischen Denken in überzeitlicher Dimension einen normativen Reizbegriff dar, der zugleich für die schlechte Herrschaftsausübung und die illegitime Verfassungsform verwendet wird. Der tyrannischen Herrschaft werden die Attribute der Willkür, Gewalt, Ungerechtigkeit und moralischen Entartung zugeschrieben. Die Frage nach dem rechtmäßigen Widerstand der Herrschaftssubjekte gegen den Tyrannen steht am Anfang der Genese der neuzeitlichen Widerstandslehre. Der Kurs befasst sich zunächst mit philosophischen Erwägungen zur Tyrannis aus der klassischen Polistheorie (Platon, Xenophon, Aristoteles). Mit Bezug auf die klassische Philosophie gewinnt die Widerstandslehre im Übergang zur Neuzeit an Konturen. Diese Entwicklung soll anhand der Bewertung des Tyrannenmordes in italienischen Traktaten der Renaissance (Salutati, Machiavelli, Giannotti), dann der im Kontext der französischen Konfessionskonflikte des 16. Jh.s schreibenden calvinistischen Monarchomachen (Beza, Brutus) sowie schließlich anhand der Widerstandslehre von John Locke im Rahmen seines kontraktualistischen Denkens des ‚Second Treatise’ untersucht werden. Im Ausblick wird anhand eines zwischen Leo Strauss und Alexandre Kojève geführten Gesprächs nach der Aktualität der Tyrannislehre angesichts der modernen Formen der Tyrannis gefragt.

Literatur: Mandt, Hella: Tyrannis, Despotie, in: Brunner, O. / Conze, W. / Koselleck, R. (Hrsg.), Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 6, Stuttgart 1990, S. 651-706; Riklin, Alois: Giannotti, Michelangelo und der Tyrannenmord, Bern/Wien 1996; Strauss, Leo: Über Tyrannis. Eine Interpretation von Xenophons ‚Hieron’ mit einem Essay über Tyrannis und Weisheit von Alexandre Kojève, Neuwied am Rhein/Berlin 1963.

 


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