Geschwister-Scholl-Institut für Politikwissenschaft (GSI)
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Abgeschlossene Forschungsprojekte

Which Post-Westphalia? International organizations between constitutionalism and authoritarianism
(Prof. Dr. Bernhard Zangl with Christian Kreuder-Sonnen)
The most recent transformation of world order is often depicted as a shift from a Westphalian to a post-Westphalian era in which international organizations (IOs) are becoming increasingly independent sites of authority. This internationalization of authority is often considered as an indication of the constitutionalization of the global legal order. However, this project highlights that IOs can also exercise authority in an authoritarian fashion which violates the same constitutionalist principles of human rights, democracy, and the rule of law that IOs are usually expected to promote. It is thus an open question which post-Westphalia we are in fact heading to: a constitutionalized order, an authoritarian order, or a combination of both? Based on a conceptualization of post-Westphalian orders as a two-dimensional continuum linking the ideal-typical endpoints of constitutionalism and authoritarianism, we analyze the UN security system and the EU economic system as two post-Westphalian orders. While we find a remarkable level of constitutionalization in the EU and incipient constitutionalist tendencies in the UN, we also find authoritarian sub-orders in both institutions. Most visibly, the latter can be discerned in the UN Security Council’s counter-terrorism policy after 9/11 and the European emergency governance during the sovereign debt crisis. The project thus argues that the emerging post-Westphalian order is characterized by a plurality of fundamentally contradictory (sub-)orders coexisting in parallel.

Mechanismen der Fragmentierung internationaler Organisationen: Der Extremfall Weltgesundheitsorganisation.Dissertationsprojekt: Tine Hanrieder
Internationale Organisationen haben sich in den letzten Jahrzehnten immer mehr als eigengesetzliche Bürokratien entpuppt, die nur begrenzt von ihren Mitgliedstaaten regierbar sind. Damit stellt sich die Frage nach der (Un-)Möglichkeit der Reform internationaler Organisationen. Das vorliegende Projekt trägt zu dieser Debatte bei, indem es den Fokus auf die (in der Regel unintendierten) Langzeitfolgen von Organisationsreformen lenkt, die selbst wiederum spätere Reformchancen bedingen. Am Beispiel der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird gezeigt, dass neue organisationelle Machtpositionen ein folgenreiches Nebenprodukt von Organisationsreformen sind, die zur allmählichen Fragmentierung der Organisation führen. Dies erschwert sowohl Koordination (und künftige Reformen) nach innen, als auch Transparenz nach außen. Die Analyse des Extremfalls WHO dient der Theoriegenerierung, um die pfadabhängigen Mechanismen der Fragmentierung internationaler Organisationen herauszuarbeiten.

Die Politisierung der Entscheidungen internationaler Institutionen
Projektverantwortlicher: Prof. Dr. Bernhard Zangl
[mit Thomas Rixen vom Wissenschaftszentrum Berlin (WZB)]
Bis ins späte 20. Jahrhundert blieb die Politisierung der Entscheidungen internationaler Institutionen eher die Ausnahme. Es gab zwar einige internationale Entscheidungen, die in der nationalen Öffentlichkeit kontrovers diskutiert wurden. Ein Beispiel waren oftmals die Friedensverträge nach den großen Europäischen Kriegen. Doch das Gros internationaler Entscheidungen, wurde von Diplomaten hinter verschlossenen Türen getroffen, ohne dass sich die breite Öffentlichkeit dafür besonders interessiert hätte, geschweige denn diese Entschei¬dungen kontrovers diskutiert hätte. Diese – fast durchgängig geringe – Politisierung internationaler Entscheidungen scheint sich seit dem ausgehenden 20. Jahrhundert zu ändern. Die Entscheidungen internationaler Institutionen werden zunehmend politisiert. Das Politisierungsniveau variiert dabei jedoch erheblich: manche Entscheidungen werden in der Öffentlichkeit eher kühl aufgenommen, andere dagegen führe zu hitzigen Debatten. Das Projekt analysiert die Bedingungen, unter denen es zu einer starken Politisierung kommt bzw. unter denen eine solche Politisierung weitgehend unterbleibt. Konkret werden die öffentlichen Reaktionen in den USA auf zwei paarweise ähnliche internationale steuerpolitische Entscheidungen analysiert: zum einen werden die Reaktionen auf die Verurteilung amerikanischer Steuersubventionen durch das GATT und durch die WTO verglichen und zum anderen die Reaktionen auf die Entscheidung der OECD, gegen sogenannte Steueroasen vorzugehen, mit denen auf eine ähnliche Entscheidung des Global Forum on Taxation. Aufgrund des zweifachen Vergleichs zeigt sich, dass erstens die Politisierung supranational (bzw. majoritär) getroffener Entscheidungen höher ist als die von intergouvernemental gefällten Entscheiden und dass zweitens bei supranationalen bzw. majoritären Entscheidungen die Legitimität der betreffenden Institution das Politisierungsniveau ganz entscheidend prägt.

Reconciliation after Terrorism
Projektverantwortlicher: Dr. Alexander Spencer
[mit Dr. Judith Renner, an der TU München]
Reconciliation with terrorists seems absurd. As terrorists are generally considered evil monsters beyond reason, engagement with them and the notion of reconciliation with such groups is seen as problematic, if not impossible. This is surprising as the idea of societal reconciliation has featured prominently in numerous regime changes around the globe and has become a common response to state terror, such as in Chile, South Africa or Peru. Indeed, it is meanwhile a widely shared expectation in the theory and practice of political transition and civil war that processes of reconciliation make it possible to create a functioning society after violence and repression. While ‘reconciliation’ has emerged as an authoritative norm in the aftermath of oppression and state terror, in conflicts involving sub-state groups which are conceived of as ‘terrorists’ reconciliation has rarely been considered an option let alone a norm. Although terrorist activities often, if not mostly, play a role in situations of political transition ‘terrorists’ are generally not taken into consideration as active, or relevant, participants of reconciliation processes and neither is reconciliation regarded as a possible approach to deal with sub-state terrorism as opposed to state terror. This is the more amazing as, similar to state terror, terrorism is a sign of a deep societal rift which reconciliation measures might help to overcome. The project asks two major questions: How does terrorism by sub-state actors influence a process of reconciliation and how does it affect the possible outcome of stable peace? Is reconciliation a possible strategy for dealing with and ending a terrorist conflict?

The Tabloid Terrorist
Dissertationsprojekt: Alexander Spencer, M.Sc.
Words matter in Terrorism Research. Not only do they describe reality, but they actively take part in the construction of the world as we see, talk, hear, imagine and ultimately react to it. The Tabloid Terrorist introduces a constructivist approach to the study of terrorism by examining the discursive constitution of the terrorist in tabloid newspapers. It shows how language in the media affects our perceptions of ‘terrorists’ and how particular constructions of the ‘terrorist’ automatically make certain counter-terrorism policies possible, logical and seemingly appropriate.

Die Judizialisierung internationaler Streitbeilegung
Projektverantwortlicher: Prof. Dr. Bernhard Zangl
In diesem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen des Bremer Sonderforschungsbereichs „Staatlichkeit im Wandel“ geförderten Forschungsprojekt wird untersucht, inwieweit Staaten heute internationale Streitigkeiten zunehmend in einem durch das internationale Recht vorgegebenen Rahmen austragen. Analysiert wird vor allem, ob mit der so genannten Judizialisierung internationaler Streitverfahren – also ihrer Vergerichtlichung – tatsächlich auch eine veränderte Streitbeilegung einher geht, bei der Staaten diese Streitverfahren vermehrt nutzen und akzeptieren. Dies wird anhand internationaler Streitigkeiten in den internationalen Handelsbeziehungen (GATT/WTO), beim internationalen Artenschutz (CITES), in der internationalen Sicherheitspolitik (UNO), beim internationalen Arbeitsschutz (ILO) und in der europäischen Menschenrechtspolitik (Europarat) untersucht.

Terrorismusforschung in Deutschland
Projektverantwortlicher: Dr. Alexander Spencer
[mit Alexander Kocks, Dipl. Soz.-Wiss. und Kai Harbrich M.A.]
Die Terrorismusforschung gewinnt als eigenes Forschungsfeld der Politikwissenschaft zunehmend an Bedeutung. Nach dem 11. September 2001 wurden insbesondere im angelsächsischen Teil der Welt unzählige Bücher über das Thema verfasst, Konferenzen organisiert und neben Forschungsprojekten auch eine ganze Reihe von Fachzeitschriften ins Leben gerufen. Auch im deutschsprachigen Raum existiert eine zunehmende Anzahl von Beiträgen zum Thema ‚Terrorismus’, die sowohl traditionell positivistische als auch kritische, konstruktivistische und interdisziplinäre Ansätze verfolgen. Das Sonderheft „Terrorismusforschung in Deutschland“ der Zeitschrift für Außen- und Sicherheitspolitik (ZfAS) liefert in Form einer Bestandsaufnahme einen Überblick über diese unterschiedlichen Forschungsströmungen und beinhaltet nicht nur politikwissenschaftliche Beiträge, sondern auch Forschungsvorhaben anderer benachbarter Disziplinen wie zum Beispiel der Geschichtswissenschaft und dem Völkerrecht.

Institutional Characteristics for Success - Global Standards and Certification Schemes for Sustainability
Projektverantwortliche: Prof. Dr. Bernhard Zangl und Anna Stetter, M.A.
The research project investigates global standards and certification schemes (GSCSs) such as the Forest Stewardship Council (FSC), the Marine Stewardship Council (MSC) and the like. The central research question underlying the project is: what institutional characteristics condition the success of global standards and certification schemes? By studying the institutional design of existing global standards and certification schemes we seek to explain why some of them operate with great success while others are less successful in implementing their goals. In the project institutional characteristics are understood to include aspects of financing, actor participation, decision-making processes, governance structure, business incentives and several others. The focus lies on schemes engaging in social and environmental sustainability issues in natural resources like forestry, fish, minerals, organic farming, etc. often traded between developing and industrial countries.

International Organizations as Orchestrators
(mit Duncan Snidal, Kenneth Abbott, Philipp Genschel)

Das vom Center for Advances Studies der LMU geförderte Projekt „International Organizations as Orchestrators“ untersucht die Rolle beispielsweise der Vereinten Nationen (VN), der Europäischen Union (EU) oder der Welthandelsorganisation (WTO) für das globale Regieren. Dabei werden internationale Organisationen als „Orchestrators“ analysiert. Orchestrierung ist eine besondere Form der Governance, bei der internationale Organisationen zum einen nicht selbst regieren, sondern andere Akteure in ihren Governance-Bemühungen unterstützen und zum anderen nicht auf harte, sondern auf weiche Governance-Instrumente zurückgreifen. Die Unterstützung des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) für die Global Reporting Initiative (GRI), welche privatwirtschaftliche Akteure zu einer angemessenen Nachhaltigkeitsberichter¬stattung anhält, mag hier als Beispiel dienen. Das Projekt bringt international führende Politik- und Rechtswissenschaftler zusammen, welche unterschiedliche Formen der Orchestrierung durch internationale Organisationen wie die UNO, die WTO, die WHO, die ILO oder die EU beschreiben, um insbesondere die Bedingungen zu identifizieren, unter denen diese auf Orchestrierung als Governance-Form zurückgreifen.

Privatisierung und Deprivatisierung von Regieren: Theoretische Erklärungsmodelle und empirische Evidenzen aus den Politikfeldern „Sicherheit“ und „Finanzmarktregulierung“
Dissertationsprojekt: Andreas Kruck, M.A.

Zu den markantesten Transformationsprozessen des OECD-weltlichen Regierens im späten 20. und frühen 21.Jahrhundert zählt eine vermehrte Privatisierung, d.h. ein Übergang von vormals staatlichen Regierensaufgaben auf private, häufig transnationale Akteure. Zugleich sind – immer wieder und in den letzten Jahren zunehmend – politische Forderungen und Bestrebungen nach einer (teilweisen) Deprivatisierung zu beobachten, die darauf abzielen, an private Akteure transferierte politische Autorität wieder einzuschränken oder zu entziehen. Vor diesem Hintergrund fragt das Projekt einerseits, was (westliche OECD-)Staaten dazu bewegt, Regierensaufgaben und politische Autorität an privatwirtschaftliche Akteure zu transferieren, und andererseits, unter welchen Umständen derartige Kompetenzübertragungen auch wieder eingeschränkt oder gar gänzlich zurück genommen werden. Ziel des Dissertationsprojekts ist es, theoretische Modelle zu entwickeln, die die staatliche Delegation von politischer Entscheidungs- und Organisationsmacht an privatwirtschaftliche Akteure ebenso wie die Möglichkeiten und Grenzen der staatlichen Einschränkung und (Wieder-)Zurücknahme privater Autorität erklären können. Empirisch beschäftigt sich das Projekt mit Rating-Agenturen und privaten Militär- und Sicherheitsunternehmen. Mit Hilfe der theoretischen (De-)Privatisierungs-Modelle wird untersucht, warum in verschiedenem Ausmaß Regierensaufgaben an diese Akteure übertragen wurden und inwiefern diese Autoritätsverschiebungen wieder rückgängig zu machen sind.

Rebels, Pirates and Heroes: Romantic Narratives in International Politics
Projektverantwortlicher: Dr. Alexander Spencer

Everyone loves stories. We tell stories all the time, they are part of how we make sense of the world around us. And in particular we like exciting stories about heroes which we can identify with, be they stories about real world rebels like Che Guevara or fictional characters like the pirate Jack Sparrow out of Pirates of the Caribbean. We are fascinated by the romantic hero and stories about him or her. These stories are essential not only on the individual social level, but greatly influential on the international political level as well. This book focuses on stories or rather narratives about increasingly important private transnational actors including rebel movements, pirates and private military companies. This book has two aims: Firstly, it wants to show that narratives and in particular romantic narratives matter for international politics. By focusing on private transnational actors the book will illustrate in the case of rebels and pirates that the romantic image embedded in cultural narratives influence our understanding of modern rebels in Libya or piracy in places like Somalia and thereby frame what we believe rebels or pirates to be like and how we can react to them. In contrast, in the case of PMCs the absence of such romantic narratives makes it difficult for such actors to successfully narrate themselves as heroes to the public. Secondly, the book wants to introduce the study of story or rather narrative into International Relations by incorporating insights from Literary Studies in general and Narratology in particular and showing what narrative analysis has to offer for the analysis of international phenomena and transnational private actors such as rebel, pirates and private military companies (PMCs). So far the concept of a “narrative” has been used extensively in IR. However, this has happened on a very superficial level by using the term as synonym for discourse, rhetoric or simply for everything said, written, viewed or heard. There has been few attempts to go to the roots of narratives and see what the experts in the field of Literary Studies and Narratology have to say and what these insights might bring into IR. In particular the book will outline a method of narrative analysis useful for IR which concentrates on three fundamental elements of a narrative: setting, characterization and emplotment. Overall the book supports the constructivist claim in IR that cultural phenomena, and in particular cultural narratives, rather than simply reflecting international politics, influence how international politics is understood and made.

Internationale Friedensmissionen und nationale Interessen. Zur politischen Ökonomie militärischer Interventionen am Beispiel Deutschlands.
Dissertationsprojekt: Alexander Kocks

Warum unterstützen Staaten Friedensoperationen unterschiedlich stark? Die Dissertation erklärt die Varianzen in der Unterstützungsqualität von Friedensoperationen mithilfe der rationalistischen Theorie der Kollektivgüter. Dazu werden zwei konkurrierende Hypothesen innerhalb dieses Ansatzes an unterschiedlich stark unterstützten Friedensoperationen getestet. Gemäß der »Joint-Product-Hypothese« hängt der Grad der Unterstützung vom Anteil der privaten Nutzen an den Gesamtnutzen einer Operation ab: Je höher dieser Anteil für einzelne Staaten ist, desto höher ist deren Unterstützungsgrad, denn sie würden die privaten Nutzen (wie z.B. Reputationsgewinne) nicht erhalten, solange sie sich nicht an der Unterstützung der Operation beteiligen. Der »Heterogenitätshypothese« zufolge kann hingegen selbst dann mit einer hohen Unterstützung gerechnet werden, wenn Friedensoperation ausschließlich öffentliche Nutzen (wie z.B. Frieden und Sicherheit) generieren. Entscheidend ist hierbei die Heterogenität in der Verteilung dieser Nutzen: Je ungleicher die öffentlichen Nutzen zugunsten einzelner Staaten verteilt sind, desto höher ist deren Unterstützungsgrad. Unter Anwendung der Delphi-Methode als einem systematischen mehrstufigen Befragungsverfahren nimmt die Arbeit anders als gängige rationalistische IB-Ansätze eine direkte Nutzenmessung vor und trägt somit dazu bei, den empirischen Gehalt des rationalistischen IB-Forschungsprogramms zu erweitern.

Globale Gesundheitsrisiken und die (Selbst-)Ermächtigung der WHO
Projektverantwortliche: Tine Hanrieder
[mit Christian Kreuder-Sonnen vom Wissenschaftszentrum Berlin (WZB)]

Die Angst vor globalen Gesundheitsrisiken hat im letzten Jahrzehnt massive institutionelle Veränderungen nach sich gezogen. Die Entwicklungsgelder im Gesundheitssektor stiegen rapide an, und „Gesundheitssicherheit“ ist selbst auf die Agenda der G8 gerückt. Als globales Sicherheitsproblem wird Gesundheit nicht nur mit politischer Priorität versehen, sondern auch mit anderen Mitteln regiert. Dieser Verschiebung geht das Projekt nach, indem es fragt wie sich eine Politik der Krise auf die Autorität der Weltgesundheitsorganisation (WHO) auswirkt. Es analysiert die jüngsten, teils eigenmächtigen, teils staatlich sanktionierten Kompetenzausweitungen der WHO im Umgang mit globalen Gesundheitskrisen wie der SARS-Krise 2003 und dem H1N1-Ausbruch 2009. Dabei wird eine verfassungstheoretische Perspektive eingenommen, die die Revision der Internationalen Gesundheitsregulierungen im Jahr 2005 als Institutionalisierung von Notstandskompetenzen in der WHO untersucht. Die Analyse zeigt somit auch den Mehrwert verfassungstheoretischen Denkens für die kritische Sicherheitsforschung auf, indem sie die institutionellen Folgen globaler Krisenpolitik ebenso erfasst wie sie Möglichkeiten einer konstitutionellen Einhegung erörtert.

 


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